Campus AAU Klagenfurt

DIAGRAMM Sichtbarkeit Städtebauliche Adressbildung web
SCHAUBILD Vogelperspektive web

Die Weiterentwicklung des Campus der Alpe Adria Universität setzt eine spannende Entwicklungsgeschichte fort. Die Keimzelle legte Roland Rainer mit seinem mehr als prototyphaften Bau aus dem Jahr 1970.

Jahr

2021

Ort

Klagenfurt

Status

Wettbewerb

Kategorie

Bildung

Size

11.987 m²

Jahr

Ort

Status

Kategorie

Größe

2021

Klagenfurt

Wettbewerb

Bildung

11.987 m²

Jahr

2021

Ort

Klagenfurt

Status

Wettbewerb

Kategorie

Bildung

Size

11.987 m²

In den darauffolgenden Jahren (1973-77) wurde die neue Universität als struktural angelegtes System einzelner, leicht gestaffelt und versetzt angeordneter Einzelbaukörper errichtet. Diese Baukörper sind durch brückenartige Erschließungsgänge miteinander verbunden, sodass gewisse Hofstrukturen entstanden sind. Erst um 2000 wurde die Entwicklung nach Süden durch einen zwar leicht geschwungenen, aber dennoch massiv wirkenden Riegel abgeschlossen. Die Ergänzungen aus den Jahren 2007 (Universitätssportinstitut) und 2010 (Stiftungsgebäude) waren demnach nur mehr im Norden möglich und sind ohne weitere Beziehung zu den bestehenden Anlagen platziert.

Lageplan 1 1000 web

Bestehendes so ergänzen, dass nicht nur neue Bauten mit dem Alten, sondern auch die unterschiedlichen Bestandteile des Alten untereinander verwoben erscheinen.

Wir suchten nach einem Ansatz, diese etwas heterogene Entwicklungsgeschichte nicht nur einfach weiterzuschreiben, sondern so zu ergänzen und zu verdichten, dass im besten Fall die neue Entwicklung als Teil eines Gesamten gesehen und erlebt werden kann. Die Versuchung war groß, sich mit einem „Signature-Building“ vom alten völlig abzusetzen. Schlüssiger erschien es uns jedoch, eine Systematik zu finden, die Bestehendes so ergänzt, dass nicht nur neue Bauten mit dem Alten, sondern auch die unterschiedlichen Bestandteile des Alten untereinander verwoben erscheinen. Dass also eine Systematik gefunden wird, die so beschaffen ist, dass sie dem Ganzen seit 1970 schon zugrunde gelegen haben könnte.

DIAGRAMM Vernetzung mit Lakeside District web
DIAGRAMM Erweiterungsmöglichkeit web
DIAGRAMM Sichtbarkeit Städtebauliche Adressbildung web

Dazu war es notwendig, die bestehenden Typologien zu analysieren. Selbstverständlich machte dabei das schon von vorneherein prototypisch angelegte Vorstufengebäude Rainers den Anfang. Dessen Trakt- und Hofproportionen wurden in südliche Richtung projiziert, während jene des Hauptgebäudes Richtung Westen verlängert wurden. So entstand ein ungleichmäßiger Raster, der schachbrettartig mit Baukörpern besetzt werden konnte, die die Proportionen mehrerer Gebäude unterschiedlicher Baujahre gleichzeitig reflektieren.

SCHAUBILD Vogelperspektive web

Die Baukörper des Moduls I sind in der Höhe gestaffelt. Im Westen liegen die Institutsgebäude, von denen eines die maximale Höhe mit seinem siebten Geschoß, das die repräsentativen und kommunikativen Bereiche (Dachterrassencafé und Kaminzimmer) in prominenter Lage mit dem Blick zum Wörthersee enthält, ausschöpft. Als kommunizierende Gefäße sind die Hörsaal- und Seminarraumgebäude an die Institute angedockt. Dabei entstehen zwei halboffene Eingangshöfe, einer dem Parkplatz, deiner dem Inneren der Universität zugewandt. Eine große, bewachsene Pergola referenziert den Innenhof des Rainer-Baus und bildet die neue Mitte der Anlage. Der eingeschoßige Kindergarten ist dem Ensemble vorgelagert. In gleicher Weise werden Proportionen und Positionen des Moduls II ermittelt. Wir haben

DIAGRAMM Funktionskonzept web

uns entschlossen, dieses im Nord-Osten zu situieren, und damit für jene, die vom Stadtzentrum oder vom Bahnhof Klagenfurt West kommen, die Universität und ihren Eingang deutlich zu markieren. Eine weitere Pergola bildet einen ersten zentralen Platz des Ankommens und setzt das Stiftungsgebäude in Bezug zur Gesamtanlage der Universität. Das neue Gesamt-Layout wird also von zwei Hochpunkten gerahmt: dem zum See orientierten Digital Age Tower I und dem zur Stadt orientierten Digital Age Tower II.
Für die Zukunft ist noch viel Potential vorhanden: Einer Überbauung der bestehenden Parkplätze im fortgeschriebenen System steht nichts im Wege.

DIAGRAMM Freizeitgestaltung web
Grundriss EG 1 200 web

Zusammenspiel von Freiraum und Architektur

Das Zusammenspiel von Freiraum und Architektur erlaubt am Campus Klagenfurt die Konzeption eines modulartigen, flexiblen Gesamtensembles. Die Gebäudekomposition auf Lücke ist Keim für eine omnidirektionale Plastizität und Erweiterbarkeit. Der Gebäudeduktus wird im Freiraum aufgenommen und als System aus alternierenden Platz- und Grünflächen weitergeführt. Es entsteht eine Abfolge an unterschiedlichen Räumen und Feldern, deren vielfältige Programmierung und Bespielungsmöglichkeiten sich in Bepflanzungen, Materialitäten und Ausstattungen widerspiegelt. Den Gebäudezugängen vorgelagert dienen teilbefestigte Bereiche als formales Entree, Treffpunkt und Veranstaltungsbereich. Einzelne Baumpflanzungen, kühlende Wasserelemente und Sitzgelegenheiten für unterschiedliche Gruppengrößen unterstützen diese Programmierung. Herzstück dabei ist eine, die Gebäudeteile verbindende und mit Kletterpflanzen begrünte, Pergola.

SCHAUBILD Perspektive Eingang web

Wegeverbindungen zwischen den Gebäuden, zum Bestand und zur fußläufigen Umgebung werden als Sequenz von Aufenthaltsbereichen im Sinne einer campusartigen Raumnutzung konzipiert. Diese Vielfalt wird in den eingestreuten Grünflächen fortgesetzt. Jeweils mit schattenspendenden Bäumen ausgestattet, laden Rasenflächen zur Nutzung ein, während üppige Staudenbepflanzungen Aufenthaltsbereiche für kleinere Gruppengrößen ausbilden. Als weiteres Element zur atmosphärischen Differenzierung ist jedem Feld, gleich einem Arboretum, eine heimische Baumart zugeordnet, die im Jahresverlauf durch Blüh- und Herbstaspekte eigene Charakteristika entwickelt.

Der Nutzungskatalog der Felder reicht von outdoor learning Bereichen, über Leseecken, Fitnesszonen, Liegewiesen bis zum darin ebenfalls aufgenommenen Freibereich des Kindergartens. Die gestalterische Systematik erlaubt durch ihren modulartigen Aufbau jegliche Anpassungen nach Schärfung der Nutzungsanforderungen, ohne das Gesamterscheinungsbild zu kompromittieren. Zwei intensiv begrünte Dachflächen erweitern den Grünraum und dienen als den Innenräumen direkt angeschlossene Lern- und Pausenbereiche. Eine üppige rahmende Bepflanzung wirkt dabei raumbildend und ist weithin sichtbares Signal.

Ansicht Süd 1 200 web
Ansicht West 1 200 web
Schnitt B B 1 200 web
Schnitt A A 1 200 web

Im Sinne einer grünen klimaaktiven Infrastruktur wirkt die reichhaltige Baumbepflanzung als kühlendes Element im Stadtraum. Platzflächen werden größtmöglich mit teilsversickerungsfähigen Belägen oder ungebundenen Aufbauten, wie wassergebundenen Wegedecken, entsiegelt. Die Unterbringung von Oberflächen- wie Dachwässern am Eigengrund wird im Sinne des Schwammstadtprinzips verfolgt.

010510 Campus Klagenfurt Piktogramme 2 2 web
010510 Campus Klagenfurt Piktogramme 2 1 web

Architektur

Pichler & Traupmann Architekten

Entwurfsteam

Bartosz Lewandowski (Teamleiter)
Elisa Mazagg
Florian Zeif

Bauherr

BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H., Wien

Landschaftsplaner

Lindle+Bukor – atelier für landschaftsplanung, Wien

Eckdaten

Planungsbeginn: 2021
Nutzfläche: 10.426 m²
BGF: 11.987 m²
BRI: 47.085 m³
Ort: Klagenfurt
Nutzung: Universitätscampus
Leistungsumfang: EU-weiter, nicht offener, einstufiger Realisierungswettbewerb

Modell

Harald Schmidt, Wien

Renderings

CHRONIC PICTURES Wien