MCI Campus

Pxt MCI Perspektive aussen web3
Pxt MCI Hofgartenerweiterung Terrassenlandschaft

Eine dynamische Bildungseinrichtung als autonomer Stadtkörper mit Landschaftsbezug

Jahr

2021

Ort

Innsbruck

Status

Wettbewerb

Kategorie

Bildung

Size

38.475 m²

Jahr

Ort

Status

Kategorie

Größe

2021

Innsbruck

Wettbewerb

Bildung

38.475 m²

Jahr

2021

Ort

Innsbruck

Status

Wettbewerb

Kategorie

Bildung

Size

38.475 m²

Städtebaulichen Aspekte

Für die Überarbeitung des Projektes MCI war das Dialogverfahren mit dem umfassenden Input bezüglich der zu erwartenden Qualitäten essentiell. Wiewohl der prinzipielle Ansatz weiterverfolgt wird, erfährt das Projekt jedoch gerade daraus wesentliche Anpassungen.
Nach wie vor spannt sich das neue MCI - jetzt eher im metaphorischen Sinn - aus der gegebenen Grundstücksgeometrie von den Eckpunkten des vorgesehenen Bauplatzes her auf. Das Projekt wird aber viel mehr als singuläres Objekt angelegt, das deutlich von den Grundstücksgrenzen abgerückt ist und mehr einen autonomen Charakter in der Stadtmorphologie zugesprochen erhält. Nichtsdestotrotz wird die Überformung des Volumens aus den näheren und weiteren kontextuellen Bezügen hergeleitet, wird aber deutlicher artikuliert und bezugnehmend auf das Umfeld vorgenommen. Der Kritik, dass sich das Objekt in seiner Erscheinung teilweise abweisend zu den jeweiligen Seiten zeigt, wurde durch mehrfache Anpassungen entgegengewirkt.

Pxt MCI EG Lageplan web
Pxt MCI Ansicht Nord web
Pxt MCI Ansicht Sued web
Pxt MCI Ansicht Ost web
Pxt MCI Ansicht West web

Zunächst wurde die monotone, planare Fassade nach Norden hin aufgelöst zugunsten einer Komposition aus verschieden Volumsblöcken, die in der Höhe und Tiefe unterschiedlich gestaffelt sind. Die Südfassade in ihrem konkaven Gestus als platzraumbildende Figur bleibt prinzipiell bestehen, wird aber ebenso deutlich überformt. Auch hier werden Bereiche (hauptsächlich Hörsäle und Seminarräume) zusammengefasst in nach außen in Erscheinung tretenden Programmboxen. Die Vorsprünge verleihen der Fassade eine gewisse Lebendigkeit als bespielbares Regal ähnlicher Funktionen. Vorher bestehende Assoziationen zu einer horizontal dominierten, geschichteten „Bürofassade“ werden mit der neuen Physiognomie des Gebäudes zum Vorplatz hin neutralisiert,

stattdessen wird noch eingehender mit dem Bild einer dreidimensional bespielten Bühnenwand die Wechselwirkung von Außen- und Innenraum gestärkt. Östlich und westlich bleibt das Volumen derart eingeschnitten, dass signifikante „Blicktrichter“ entstehen und damit auch eine Wechselwirkung mit der unmittelbaren Umgebung erzeugt wird. Der Vorhof zur Kaiser-Jäger-Straße hin bekommt nun eine besondere Aufwertung, da die ursprünglich vorhandenen Nebenfunktionen mit Ausnahme einer Anliefermöglichkeit eliminiert wurden. Stattdessen erweitert sich der mit einem Baumspalier begleitete Straßenraum als grüne Bucht auf das Grundstück und schafft so einen attraktiven Zusatzeingang bzw. eine Vorfahrtsmöglichkeit für Taxis oder dergleichen.

Eine ausgedehnte Neuinterpretation erfährt der Hofraum bzw. die gesamte Situation zum Hofgarten hin. Nicht nur, dass das Gebäude von der Garten-Mauer abgerückt ist, wird es auch gleich nach dem Audi-Max unterschnitten, um eine gute Zugangs- und Zufahrtsmöglichkeit für den Pavillon im Hofgarten bzw. zum Hofgarten selbst zu ermöglichen. Im Gegenzug legen wir eine weitere Zugangssituation vom Hofgarten her in das Foyer an. Der westliche Flügel auf Erdgeschoßniveau wurde mit Hörsälen programmiert, die sich zum Freibereich hin öffnen lassen.

Pxt MCI EG Lageplan web2

Den meisten Impact hatte jedenfalls die Anregung aus dem Dialogverfahren, zum Hofgarten hin im Einschnitt möglicherweise eine gestufte Terrassenlandschaft anzulegen. Das Potential dieses Vorschlags verfolgend wurde dadurch auch im Inneren ein großzügiges, sich räumlich stufenförmig nach oben entwickelndes Atrium geschaffen - mit einer einzigartigen Innen-/Außen-Beziehung. Nicht nur lassen sich zum Hofgarten hin mit Blick auf die wunderbare Bergwelt Innsbrucks viele Arbeits- und Aufenthaltsbereiche im Freien in Anspruch nehmen. Beeindruckend ist sicherlich auch der Ausblick von innen in allen Etagen.

Pxt MCI Platzöffnung Durchlässigkeit von Innen und Aussenraum

Landschaftsraum und Licht von außen sowie der Blick aus dem Zentrum des Gebäudes in die beeindruckende Umgebung der die Stadt Innsbruck charakterisierenden Landschaften sind die Wesensmerkmale des Projektes.

Pxt MCI Perspektive aussen web

Noch mehr wird mit der neuen Konzeption der Bezug praktisch erlebbar von den vielen Terrassen, Loggien und weiteren Freiräumen, die sich in unterschiedlichen Tiefen um das Gebäude herum befinden. Auch zum Vorplatz hin finden wir zwischen die Hörsäle eingeschnittene Loggien, die für Freiklassen genutzt werden können. Die Varianten des Aufenthalts im Freien sind vielfältig gestaltbar, vom Lehrbetrieb zu seminarmäßigen Gruppenarbeiten bis hin zu individuellen Rückzugsmöglichkeiten.

Pxt MCI Hofgartenerweiterung Terrassenlandschaft

Eine vom Grundansatz her gewählte Gebäudeflügel-Typologie – die sich kontextuell in der Morphologie des Stadtkörpers referenziert sieht - wird derart abgewandelt, dass ein signifikantes Objekt mit einem klaren Wiedererkennungswert entsteht und damit zur Wahrnehmung der Institution als besonderes Element im Stadtgefüge beiträgt. Das MCI erfährt damit seinen Stellenwert als weiterer wichtiger Player auf der verdichteten Matrix der Bildungseinrichtungen dieses Stadtteils.

Pxt MCI Verteilung der Funktionen

Das MCI ist ein dynamisches Objekt und spiegelt seine Inhalte dementsprechend nach außen. Die konisch verlaufende Flügelgeometrie, die sich zum zentralen Kern hin aufweitet, aber auch viele andere Elemente verstärken diesen Anspruch. Besonders der neu geschaffene Atriumraum wird zu einem Erlebnisraum sondergleichen. Die Aktionsebenen des Objektes fließen im Zentrum des Gebäudes um ein offenes Atrium herum zusammen. Durchblicke und Verbindungen ermöglichen hier die Wahrnehmung und den Vollzug des Zusammenwirkens über verschieden Funktionsbereiche hinweg.

Pxt MCI Atrium Auschrichtung Funktionsweise
Pxt MCI Perspektive innen web

Aus den Ebenen des Atriums generieren sich Verweil- und Kommunikationsbereiche und werden zu Erschließungsflächen im Vorfeld der Hörsäle und Seminarräume.

Diese Bereiche sind keine Gänge, sondern gestaffelte Zonen mit Aufenthaltsqualitäten, die mit ihrer Lage an den Fassadenflächen lichtdurchflutet und freundlich sind. Auch von hier aus sind die Ausblicke in die Landschaften der Umgebung gewährleistet. Die Neuanordnung der Hörsaal- und Seminarräume schafft nun auch viele kleinteilige Nischen und Plätze, die für ruhiges Vorbereiten, Lernen, Austauschen und dergleichen angedacht sind.

Pxt MCI Axo OG1
Pxt MCI Axo OG2
Pxt MCI Axo OG5

Zur klaren Orientierung trägt auch die Verortung der Funktionsbereiche bei. Die Hörsäle und Seminarräume sind schwerpunktmäßig im Südflügel untergebracht und zum Vorplatz hin orientiert. Die Programmboxen schieben ihre Inhalte mit ihrem Heraustreten aus der Fassadenebene bewusst in den öffentlichen Raum. Damit interagieren die dicht bespielten Innenbereiche mit dem öffentlichen Außenbereich virtuell derart, dass man vom Platz aus die Südfassade als verlängerte, sich vertikal generierende, dicht bevölkerte ‚Platzebene‘ erlebt. Auch der Platz selbst ist so konzipiert, dass größere Versammlungen bzw. Veranstaltungen darauf stattfinden können. Man stelle sich nur noch vor, dass die geöffneten Fassaden des unmittelbar auf Platzebene liegenden Audimax den Platzraum bis in das Innere des Gebäudes prolongieren und die Grenzen zwischen

Innen und Außen einfach aufheben! Ähnlich verhält es sich auch mit der Cafeteria, die de facto mit geöffneten Glasfronten und mit dem Schwellenraum des Vordachs diese zu einem allgemeinen öffentlichen Bereich macht. Das Foyer wird zur zentralen Mitte und damit zum Bindeglied zwischen allen Bereichen im Inneren. Die hier angelegte Sitzstufenlandschaft entfaltet sich in einer vertikalen Dramaturgie mit den weiterführenden Erschließungssystemen nach oben. Mit dem Öffnen des Audimax in diese Mitte und auch mit den beiden westseitig angelegten Hörsälen, die geöffnet werden können, entsteht eine ausgedehnte, durchgehend bespielbare Zone auf Erdgeschossebene, die letztlich auch von außen eingesehen werden kann und die Aktivitäten des MCI in den öffentlichen Raum korrespondiert.

Pxt MCI EG web
Pxt MCI OG1 web
Pxt MCI OG2 web
Pxt MCI OG5

Die kleinteiligen Bereiche wie Labore und Verwaltungseinheiten sind hauptsächlich im Nordflügel positioniert. Über entsprechende Zugangsregelungen sind die unterschiedlichen Trakte und Zonen vom zentralen Erschließungskern her schaltbar. Ähnlich wären auch Brandabschnittsbildungen über BS-Tore bzw. BS-Vorhänge zu bewerkstelligen. Die Kernbereiche in diesen Trakten sind so angelegt, dass eine flüssige Durchwegung – auch mit Lasten – möglich ist. Die Anlieferung dieser Bereiche erfolgt erdgeschossig vom ostseitig befahrbaren Hof her. Auch Fahrradabstellplätze für Mitarbeiter sind hier verortet. Der unmittelbare Zugang von diesem Hof aus ermöglicht Mitarbeitern ein Betreten des Gebäudes, ohne durch das Foyer gehen zu müssen. Dieser ist auch direkt von der Portierloge / vom zentralen Infodesk aus erreichbar, sodass eine schnelle Abwicklung der Anlieferungen gewährleistet ist.

Pxt MCI Schnitt Nord Sued
Pxt MCI Schnitt West Ost

Das MCI – es steht in Bezug zu seiner Umgebung und ist mit dieser auch über die Freiraumzonierung vernetzt. Es steht selbstbewusst in seiner Formensprache da und bringt seine Identität als dynamischer Faktor dieses Quartiers zum Ausdruck.

Modellbild2 03

Architektur

Pichler & Traupmann Architekten

Entwurfsteam

Bartosz Lewandowski (Teamleiter)
Anna Gulinska
Elisa Mazagg
Anna Salakhova-Chakhal

Bauherr

Arge MCI Campus (PORR Bau GmbH, Ortner Ges.m.b.H.)

Brandschutz

IBS - Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung GmbH

Eckdaten

Planungsbeginn: 2021
Nutzfläche: 32.638 m²
BGF: 38.475 m²
Ort: Innsbruck
Nutzung: Management Center (private Universität)
Leistungsumfang: Architekturwettbewerb mit vorheriger Bewerbung

Renderings

Patricia Bagienski, Wien

Modell

Harald Schmidt, Wien