Pfarrkirche Bruckneudorf

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Kirchen werden zu einem Instrument der Vermittlung, sowohl in ihrer Außenwirkung und als Element im städtischen Gefüge, als auch in ihren inneren Eigenschaften.

Jahr

2022

Ort

Bruckneudorf

Status

Wettbewerb

Kategorie

Kultur

Size

445,4 m²

Jahr

Ort

Status

Kategorie

Größe

2022

Bruckneudorf

Wettbewerb

Kultur

445,4 m²

Jahr

2022

Ort

Bruckneudorf

Status

Wettbewerb

Kategorie

Kultur

Size

445,4 m²

„Kirche“ als Mittlerin

Traditionell sind Kirchen als besondere Orte im Zusammenhang mit dem Dasein des Menschen auf Erden angelegt. Seien es signifikante topografische Situationen oder städtebauliche Bedingungen, immer sind sie als Mittlerinnen gesetzt, als Verbindung zwischen „dem Oben und dem Unten“ oder als Dreh- und Angelpunkte ihrer Umgebung.
Diese Aspekte vor Augen, ist das Konzept für die Kirche Bruckneudorf entwickelt worden.

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Das Kirchenobjekt selbst rückt an das südöstliche Eck des Bauplatzes und bildet hier gewissermaßen eine Kante zum gegenüberliegenden Wohnbau mit Garageneinfahrt, aber auch zur Zufahrtsstraße hin. Der verbleibende Teil der Baufläche wird strukturiert in einen trichter-förmigen Vorplatz, der sich zum Schulplatz und zum Zugang vom Parkplatz her öffnet, und in einen zweiten, westlich angeordneten Vorbereich als platzförmige Erweiterung des Grünraumes zwischen Silos und Wohnbauten. Beide Vorbereiche, quasi L-förmig um die Kirche herum, sind jedenfalls miteinander verbunden, sodass sie durchquert werden können. Der Weg führt dabei ganz bewusst über das Gelenk

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des Kircheneingangs, sei es die Passage im Freien oder auch, schlichtweg über den immer offenstehenden Windfang des Kirchengebäudes: Kirche als Dreh- und Angelpunkt eines städtebaulichen Gefüges. Über diese duale Platzgestaltung wird auch der Zugang zum Kirchraum selbst mit einer klaren und selbstverständlichen Unmittelbarkeit aus den verschiedenen Richtungen ermöglicht. Ein ausgestellter Wandflügel, der sich aus den Umgebungsmauern des Kirchenraumes generiert, wirkt leitend und unterstützend in der Lesbarkeit der Gesamtanlage und verleiht zudem noch dem Platzraum eine gewisse Innenhaftigkeit als geschützter Bereich.

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Ansicht ost
Ansicht nord
Ansicht west
Ansicht sued

Der Kirchenbau selbst ist gekennzeichnet von einer „subtilen Monumentalität“. Wie ist diese contradictio in adiecto in zu verstehen? Wir verstehen traditionell Kirche als Gemeinschaft der versammelten Gläubigen, aber auch Symbol der Begegnung von Gott und Mensch, das über Zeiten hinweg einen adäquaten Ausdruck gesucht hat. So ist Kirche als Bautypologie immer auch zum Inbegriff eines klar artikulierten Selbstverständnisses geworden, das sich entsprechend morphologisch manifestiert hat. Wir möchten diesen Anspruch fortschreiben und haben uns deswegen

für eine bauplastische Form entschieden, die semantisch gesehen ein Alleinstellungsmerkmal im gegebenen Umfeld darstellt. Die monolithischen weißen Wände entfalten sich zu einer Figur, die nach oben strebt. Der gewünschte Glockenturm wird in diese Gesamtfigur integriert, indem die beiden „zugespitzten“ Wandflügel in einem Abstand zueinander den vertikalen Raumschlitz erzeugen, der für die Verortung des Geläutes vorgesehen ist. Zugleich dringt hier an dieser bewusst nach Osten ausgerichteten Öffnung Licht in schleifender Art in das Innere des Kirchenraumes.

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Dem Spiel mit dem Licht als sakrales, symbolisches Element wird grundlegend große Aufmerksamkeit geschenkt.

Das Verschwenken der Wandflächen zueinander erzeugt weiteren ambienten Lichteintrag in den Kirchenraum. So wird etwa die Altarrückwand mit Streiflicht beaufschlagt. Mit dem Verschwenken der Wandflächen wird auch eine Art „Seitenschiff“ generiert, das als von oben belichtete Zone für das Taufbecken und für den Tabernakel vorgesehen ist. Der Altarraum selbst ist von der obersten Spitze der nach oben strebenden Dachfigur ausgeleuchtet und betont, wobei das Zenitlicht den oberen Abschnitt der Altarrückwand in eine weiß schimmernde abstrakte Fläche verwandelt. Die barocke Metapher der Auflösung der Bauelemente hinter dem Altar „zum Himmel hin“ als transzendentale Metamorphose wird hier zeitgemäß umgesetzt.

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Erschließung des Kirchenraumes

Die Erschließung des Kirchenraumes erfolgt über einen der beiden Platzabschnitte her von Westen. In längsachsialer Ausrichtung mit direktem Blick auf den in dieser Achse angeordneten Altarblock durchschreitet man die Sitzreihen. Der Bereich unmittelbar vor dem Altar weitet sich auf und steht für spezielle Aktivitäten zur Verfügung. Überhaupt schlagen wir etwas Distanz der Sitzreihen zum Altarsockel vor, um für besondere Anlässe (Hochzeit, Erstkommunion, ect.) hier Raum zu schaffen. Auch der Bereich für mobil eingeschränkte Personen befindet sich hier.

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Ein eingestellter gläserner Windfang, der großzügig genug gestaltet ist, erzeugt den Schwellenbereich zwischen Kircheninnenraum und Außenraum. Er ist ebenso, wie das ganze Objekt an sich, ein Mittlerraum zwischen den beiden Sphären. Der Altarbereich selbst folgt den bewährten liturgischen Vorgaben in Maßen und Anordnungen. Im Detail wurde jedoch die genaue Positionierung und Ausrichtung so gewählt, dass eine optimale Sicht auf die einzelnen Elemente Ambo, Altar und Sessio gewährleistet wird.

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Umgekehrt soll eine kommunikative Zuwendung des Zelebranten und der Lektoren zur Gottesdienstgemeinde möglich sein. Dies wurde in räumlichen Simulationen untersucht und hat schließlich zu leicht gedrehten Anordnungen von Ambo und Sessio geführt. Die plastische Ausformung der Altarraumrückwand mit dem herausgeklappten Sessiosockel und dem Rücksprung seitlich der Sessiobank ist ein subtiler Anklang an eine Apsis

mit der frühchristlichen Presbyterbank. Diese nuancierte Plastizität schafft in weiterer Folge auch eine klare Rückwand für den Tabernakel und gibt ihm damit – trotzdem er zum Altarbereich gehört – eine gewisse Autonomie, wie gut im Innenrendering zu erkennen ist. Der Altarblock selbst folgt streng der Achsialität des wahrnehmbaren Hauptraumes in Position und Ausrichtung spiegelsymmetrisch und wird damit ebenso zum Dreh- und Angelpunkt der räumlichen Gesamtkomposition.

Das künstliche Licht folgt der Logik des Tageslichteintrags, wird jedoch ergänzt mit in die Wände eingelassenen Direktleuchten nach unten auf die Sitzreihen. In seiner tektonischen Gesamtkonstellation soll der Neubau für die Kirche in Bruckneudorf ein Kristallisationsort für Begegnung sein, ein Dreh- und Angelpunkt für ein Miteinander in verschiedenen Formen, aber auch über die Unmittelbarkeit hinausweisen auf größere Zusammenhänge – seien diese stadträumlicher oder auch spiritueller Natur. Der Raum soll erfahren werden als ein von oben her lichtdurchfluteter, der sich in Teilen wie der südlichen schwebenden Längswand auflöst in ein Spannungsfeld von geerdetem Unten und geistigem Oben.

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Die Kirche als Mittlerin zwischen Alltag und Transzendenz.

Architektur

Pichler & Traupmann Architekten

Design Team

Bartosz Lewandowski (Teamleiter)
Anna Salakhova-Chakhal

Bauherr

Diözese Eisenstadt, OSG – Oberwarter Siedlungsgenossenschaft, Großgemeinde Bruckneudorf - Kaisersteinbruch

Eckdaten

Planungsbeginn: 2022
Nutzfläche: 346,2 m²
BGF: 445,4 m²
Ort: Bruckneudorf
Nutzung: Pfarrkirche
Leistungsumfang: Geladener Wettbewerb

Renderings

pxt - Anna Salakhova-Chakhal

Modell

Harald Schmidt, Wien

Auszeichnung

2. Platz